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Halsband / Geschirr

Brustgeschirr statt Halsband?

Die meisten Menschen die sich einen Hund anschaffen, kaufen optimalerweise noch vor seinem Einzug die Ausstattung für ihn. Meist kaufen sie dann ein Halsband, weil dies in der traditionellen Hundeerziehung eben so üblich ist.

Fragt man dann nach dem Grund, warum sie sich kein Geschirr für den Hund gekauft haben, so trifft man leider immer noch auf vorgefasste Meinungen wie z.B.: "Mit einem Brustgeschirr kann ich den Hund nicht halten bzw. da zieht der Hund doch erst richtig an der Leine" oder auch: "Mit einem Brustgeschirr kann ich einem Hund doch nichts beibringen" usw.

Diese Auffassungen beruhen leider immer noch auf der überholten und irrigen Annahme man könne einen Hund nur mit Hilfe des Leinenrucks erziehen. Die moderne Hundeerziehung kommt allerdings schon lange und auch sehr gut ohne das veraltete Hilfsmittel Leinenruck aus. Bereits seit mehreren Jahren arbeiten viele Hundeschulen europaweit, genauso wie ich, im Hundetraining fast ausschließlich mit dem Brustgeschirr, und nicht mehr, wie in der traditionellen Hundeerziehung üblich, mit dem Halsband.

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Gesundheitliche Aspekte

Es gibt viele gute Gründe auf die Benutzung von Halsbändern, insbesondere von schmalen Halsbändern, Kettenhalsbändern, oder sogar Stachelhalsbändern – die dem Hunde Schmerzen zufügen – zu verzichten:

Durch das Tragen eines gut sitzenden Brustgeschirres wird der Druckpunkt auf den Brustkorb verlegt. Somit bleiben Kehlkopf, Halsmuskulatur und die Halswirbelsäule unbelastet.

Sehen wir uns diese 3 Körperbereiche einmal genauer an:

Die Wirbelsäule Ihres Hundes ist genauso aufgebaut wie die menschliche Wirbelsäule.

Wird im Training z.B. mit einem Kettenhalsband und mit Leinenruck gearbeitet (ganz gleich ob mit oder ohne Würgefunktion!) geht jeder Ruck vom Hals ausgehend, die gesamte Wirbelsäule entlang bis in die Schwanzspitze!

Es ist dabei gleich, ob es ein harter Ruck oder auch viele leichte sind – sie können den Bewegungsapparat Ihres Hundes schädigen! Er kann die Schilddrüse, die Halswirbelsäule, den Kehlkopf, die Halsmuskulatur, Rückenwirbel und andere Organe verletzen. Es kann z.B. passieren, dass der vom Halsband ausgehende Druck genau zwischen 2 Wirbeln abgefangen wird, was je nach Stärke der Einwirkung bis hin zu Bandscheibenverschiebungen führen kann. Viele Halswirbel-Erkrankungen bei Hunden finden hier ihren Ursprung.

Außerdem kommt es auch häufig zum Schleudertrauma. Daraus resultierend ergeben sich oft Wirbelverschiebungen am Rücken, die permanente Kopfschmerzen auslösen. Einige Tierärzte vermuten, dass es durch eine gestörte Blutzirkulation zu Sehstörungen kommen kann. Auch der Zusammenhang zwischen Leinenruck und Gehirnschäden wird diskutiert.

Stellen Sie sich bitte vor Sie würden ein Halsband tragen und jemand würde von hinten kräftig daran rucken! Keine angenehme Vorstellung, oder?

Die Auswirkungen des Halsbandes

Kehlkopf und Halsmuskulatur bleiben durch das Tragen eines Brustgeschirrs unbelastet. Das Tragen eines Halsbandes dagegen belastet Beides sehr stark. Durch den Zug des Halsbandes werden sowohl der Kehlkopf, als auch die oberen Atemwege beeinträchtigt, Kehlkopfquetschungen sind leider gar nicht so selten. Die einzige Möglichkeit für den Hund Kehlkopf und Atemwege freizuhalten besteht darin, die Halsmuskulatur stark anzuspannen und so das Halsband durch die Muskulatur von diesen Organen fernzuhalten. Klinische Studien haben ergeben, dass die dadurch entstehenden Verspannungen in der Halswirbelsäule zu der gleichen Symptomatik wie beim Menschen führen: Kopfschmerz, Schwindelgefühl, Schmerzen in der Wirbelsäule oder ähnliches. Im Gegensatz zu uns kann der Hund sich jedoch nicht mitteilen, er kann uns nicht sagen: Heute ist mir schwindelig und ich habe Kopfweh. Dieses beständige Unwohlsein und die andauernden Schmerzen sind oft für aggressives Verhalten verantwortlich.

Es ist insofern bei jedem Hund – insbesondere mit Gelenkserkrankungen (HD, Spondylose etc.) oder durch Züchtung mit sehr langer Wirbelsäule (Dackel, Bassett, etc.) von großem Vorteil, wenn die Wirbelsäule unbelastet von Druck und Ruck bleibt. Selbst wenn wir nicht mit Leinenruck arbeiten, können wir häufig nicht verhindern, dass der Hund nach vorne prescht und sich selbst einen Ruck verpasst, weil er z.B. eine Katze gesehen hat, erschrocken ist etc. und so wird der Ruck wenigstens vom Brustkorb aufgefangen (wir tragen den Sicherheitsgurt des Autos schließlich auch nicht um den Hals )

 Der Hals - Das soziale Organ

• Der Hals als soziales Organ des Hundes sollte vor unnötigen Einwirkungen geschützt werden. Der Hals spielt in der taktilen Kommunikation der Hunde eine wesentliche Rolle:

• Berührungen an der Oberseite des Halses drücken in der Hundesprache Dominanz aus.

• Berührungen an der Unterseite des Halses dagegen Subdominanz / Unterwerfung.

• Die Seitenpartien des Halses sind nur ganz guten Freunden zum Pflegeverhalten (Knabbern etc.) vorbehalten.

Der Hals ist auch bei uns Menschen eine sehr empfindliche Körperpartie und Berührungen am Hals sind etwas sehr „Intimes“. Nicht umsonst gibt es den Ausspruch: „Bleib mir bloß vom Hals." Trägt der Hund ein Halsband stumpft die Empfindsamkeit für diese Signale ab, da der Hund praktisch ständig irgendwo am Hals Impulse erhält, die er seinem natürlich vorgegebenen Verhaltensmuster nicht zuordnen kann. Resultierend hieraus können Beißereien unter Hunden, aber auch bei falscher Berührung des Hundes am Halsbereich können Bissverletzungen beim Menschen sein. Vielleicht erklärt dies auch die oftmals entsetzte Reaktion eines Welpen, der zum ersten mal ein Halsband umgelegt bekommt.

Der Hals das soziale Organ / Mehr Sicherheit durch das Brustgeschirr

Diesen recht unangenehmen Auswirkungen durch das Tragen eines Halsbandes, versucht sich der Hund meist durch Flucht nach vorn zu entziehen. So entsteht das Ziehen an der Leine. Viele Menschen versuchen nun dem Hund durch Leinenruck dieses Ziehen abzugewöhnen. Der unangenehme Leinenruck wird vom Hund, da er einen Impuls an der Halsunterseite bekommt, als plötzlicher Angriff angesehen (ein Kehlbiss ist tödlich!) und löst so eine erneute Fluchtreaktion aus. Außerdem erfolgt der Ruck ja immer auf eine lockere Leine (an der gespannten Leine kann schließlich kein Ruck ausgeführt werden). Es erfolgt eine Fehlverknüpfung denn der Hund lernt, auf eine lockere Leine erfolgt Schmerz und dem will er natürlich unbedingt entgehen indem er noch besser zieht... Häufig gibt es aus diesem Kreislauf kein Entkommen mehr. Durch das Tragen eines Brustgeschirrs wird dieser unangenehme Druck vom Hals des Hundes genommen. Bei ca. 20% der Fälle gibt sich das Ziehen durch das Tragen eines Brustgeschirrs von ganz allein, mit dem entsprechenden Programm zur Leinenführigkeit ist dem Hund das Ziehen an der Leine auch ohne Leinenruck abzugewöhnen.

Last but not least – birgt das Tragen eines Brustgeschirrs noch weitere Vorteile: Durch den auf dem Rücken liegenden Steg können Sie den Hund viel besser und schneller festhalten. Dieser Griff ist, besonders bei langhaarigen Hunden viel besser zu erreichen als ein Halsband das irgendwo im dichten Fell liegt. Für den Hund ist das Halten am Rückensteg ebenfalls viel angenehmer. Verletzungen an der Hand des Hundehalters durch einen sich im Halsband windenden Hund werden vermieden. Und wenn der Hund einmal aus einer Gefahrenzone (z.B. Schacht, Fluss etc.) herausgezogen werden muss, ist das am Geschirr problemlos möglich, ohne den Hund zu würgen!

 Woran Sie ein gutes Brustgeschirr erkennen:

  • Es sollte aus weichem, leichtem Material sein, das sich dem Körper anschmiegt. Weder Material, noch die Vernähungen dürfen am Körper des Hundes einschneiden. Nylongeschirre haben sich deshalb besser bewährt, als Ledergeschirre.

  • Das Material sollte waschbar sein. (bei einem Wasser / Schmutz liebenden Hund wie einem Retriever besonders wichtig ;-))

  • Die Verschlüsse sollten haltbar, strapazierfähig und der Körperform angepasst sein (abgerundet)

  • Der Rückensteg sollte fest vernäht sein, damit er beim Laufen nicht hin und her rutscht, oder sogar scheuert.

  • Der am Brustkorb befindliche Metallring sollte nicht auf dem Brustknochen liegen, da dies als unangenehm empfunden wird.

  • Das Geschirr sollte von 2 Seiten zu öffnen sein, damit der Hund nicht mit einer oder gar beiden Pfoten "einsteigen" muss. Man muss wissen, dass für Hunde das Berühren der Vorderpfoten besonders unangenehm ist, da diese ebenso wie der Bauch, im Ernstkampf als erstes angegriffen werden um den Gegner kampfunfähig zu machen. Viele Hunde würden es bei ihrem vertrauten Besitzer zwar dulden, aber immer mit einem unangenehmen Gefühl verbunden. Außerdem können sogenannte „Step-in-Geschirre“ bei Verletzungen, oder alten Hunden zum Problem werden.

  • Der Rücken- und der Bauchsteg sollten lang genug gearbeitet sein. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang die Verstellbarkeit des Bauchsteges. Ist er zu kurz, kommen die Seitenteile zu nah hinter den Ellbogen hoch und können dort scheuern. Optimal sitzt das Geschirr, wenn zwischen Ellbogen und Seitenteilen beim Welpen ca. drei Finger und beim erwachsenen Hund ca. eine Handbreit Platz ist.

  • Die Breite der Gurte sollte dem Gewicht des Hundes angepasst sein.

  • In der Eingewöhnungsphase sollte man das Geschirr erst unmittelbar vor dem Spaziergang anlegen und sofort nach Beendigung des Spazierganges wieder abnehmen. Hierdurch wird Hunden, die das Tragen eines Brustgeschirrs noch nicht gewohnt sind, die Möglichkeit an den Stoffgurten herumzuknabbern genommen. Markenfirmen bieten in aller Regel auch Reparaturen für die Geschirre an. Durchgeknabberte Riemen oder defekte Verschlüsse werden ausgetauscht.

Mit meinen eigenen Hunden habe ich durchweg nur gute Erfahrungen mit Brustgeschirren gemacht und auch in meiner täglichen Praxis als Hundetrainerin haben sie sich bewährt. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie durch meine Ausführungen zum Nachdenken angeregt habe. Ihr Hund wird es Ihnen sicherlich danken, wenn Sie vom Halsband auf das Brustgeschirr umsteigen.

Falls Sie Fragen zu geeigneten Brustgeschirr-Herstellern oder bezüglich der Passform haben, stehen wir Ihnen jederzeit gerne zu Verfügung.